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Alle Farben - Dublin



Ein paar Tage einfach nur raus, allem entfliehen, dem Alltag, dem Stress, der Abschlussarbeit. Nur mit Handgepäck bewaffnet stand ich für einen spontanen Kurztrip am späten Abend am Flughafen Dublins und suchte den Bus, der Richtung Innenstadt fahren sollte.
Das schlechte Karma schlug wieder zu, als ich ein 30 €-Ticket zog und dieses im Automaten stecken blieb, der vorletzte Bus mir vor der Nase wegfuhr und ich versuchte, irgendwie noch möglichst schnell an dieses blöde Ticket zu kommen. Glücklicherweise sind die Iren ganz wunderbar hilfsbereit, weshalb der Fahrer des letzten Busses jemanden anfunkte, der den Automaten öffnete - noch mal gerettet. 
Mit erhöhtem Cortisol-Spiegel kam ich also im Hostel an und freute mich mehr oder weniger über die 5 netten, aber massiv schnarchenden Französinnen auf meinem Zimmer. 

Am nächsten Tag ging die Entdeckungstour los. Meine erste und einzige Fahrt mit dem Hop on-hop off Bus umfasste ein Lied über Molly Malone, diverse Flachwitze und die nette Anekdote, dass wir alle sterben werden, Guinness aber für immer weiterleben und durch die Blutbahnen unserer Nachkommen fließen werde. Ich mag die Iren. 
An diesem Tag genoss ich über den Dächern Dublins mein selbstgezapftes Guinness, streunte durch die schönen Parklandschaften, belebten Straßen und kleinen Gässchen, aß die angeblichen besten Fish & Chips bei Leo Burdock's, besichtigte die beeindruckenden Kathedralen und Kirchen, freute mich über Streetart und die bunten Türen und trank einen Kaffee mit einem Nachfahren Mahatma Gandhis am Trinity College (deren Studentenküche ebenso unspektakulär ist wie jede andere auch), den ich zufällig kennenlernte und der viel über Gujarat, den Staat, in dem ein Teil der Familie noch immer beheimatet ist, und das Leben dort erzählte. Inklusive einem Verwandten, der eine Britin mit Arschgeweih heiratete. 

Der nächste Tag stand unter dem Aspekt Kunst & Kultur - die Museen waren an der Reihe. Die National Gallery Dublins hat zum Teil unglaubliche Werke. Ich konnte Caravaggios Chiaroscuro endlich einmal im Original (The Taking of Christ) erleben, sah Werke Picassos, Rembrandts und Vermeers. Entdeckte Gemälde, deren Motiv, aber deren Künstler ich zuvor nicht kannte (Jan Weenix). 
Der Begriff Ehrfurcht trifft diesen Ort ziemlich gut. Artgasm!
Nach dem ziemlich gruseligen Besuch im National History Museum voller ausgestopfter Tiere gab es im "Hairy Lemon" einen großartigen Guinness Stew, im Market Bar den besten Frozen Yogurt der Welt bei "Yogism". Die Old Library am Trinity College wartete mit einer gigantischen Sammlung uralter Bücher und Harry Potter-Atmosphäre auf, was mich persönlich mehr beeindruckte als das hochgepriesene, da etwa aus dem Jahr 800 stammende "Book of Kells".
Beinahe noch schöner war aber die Marsh's Library, die ich durch die vorangegangene Partynacht am nächsten Morgen ziemlich müde aufsuchte. In dieser Bibliothek des 18. Jahrhunderts sind zwar auch über 25.000 Bücher beheimatet - allerdings auf kleinem Raum, in etwas verwinkelten Ecken und in wunderbarer Stille - es sind durch die versteckte Lage nicht viele Besucher da. Es duftet nach den Ledereinbänden und altem Papier. Und Du weißt, James Joyce saß genau an diesem Platz und schrieb seine Werke (und wurde, wie andere Autoren, in den "Käfig" eingeschlossen, damit er keine Bücher stiehlt). Nach einer Verabredung zum Lunch war es auch schon fast wieder Zeit für die Abreise. Ich streunte noch ein wenig umher, auf der Suche nach noch mehr bunten Türen und Streetart, besuchte einen winzigen Teil des riesigen Phoenix Parks und stand schließlich am frühen Abend wieder am Flughafen. Voller neuer Eindrücke, Geschichten und der neu entdeckten Liebe für diese fantastische Stadt. 

Für die Bucket List heißt das: 
#Metropolen - Dublin: Check
#Special Places - Guinness in Irland trinken: Check
#Activities - Alleine reisen: Check


Bis zum nächsten Mal, Dublin! Ich komme wieder!

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